Die Balance mit Vollzeitjob und Studium wahren

Katharina Siuka
4 min readMar 30, 2021

Einen 40-Stunden-Job mit einem berufsbegleitenden Master kombinieren — klingt nach einem Husarenritt? Ist es oftmals auch. Bei all der Anstrengung ist die richtige Balance wichtig.

Im stressigen Alltag die Balance wie der Tänzer im Yoga halten © pixabay/garyskirrow

Einatmen, ausatmen. Der Herzrhythmus stimmt, die Wiederbelebung ist geglückt — diese Seite auf Medium existiert wieder. Einst für meinen Bachelor in Journalismus aufgesetzt, kollabierte sie nach dem Abschluss. Ups! Muss daran liegen, dass ich ohnehin jeden Tag schreibe: Ich arbeite als Journalistin für eine Tageszeitung. Jetzt will aber mein berufsbegleitender Master “Content Strategyan der FH JOANNEUM, dass ich noch mehr schreibe. Für einen Blog. Also gut. Zwangsweise Reanimation geglückt, irgendwo zwischen Recherche, das Auto zum Service bringen und kochen. Nudeln mit grüner Pesto-Soße gab es heute. Und wieder sitze ich da und denke mir:

Work-Life-Balance — what?!

Dass ein berufsbegleitendes Studium neben einer Vollzeitstelle gelinde gesagt unangenehm werden kann, hat mir meine liebe Arbeitskollegin Verena Gangl bereits mit Nachdruck vor Augen geführt. Sie hat das Unterfangen Master kurz vor mir absolviert. Und ja, das hätte mich abschrecken sollen — aber da war Verena schon meisterhaft durch und ich inskribiert. Der Schrecken kam erst später.

“Studium nebst 40-Stunden-Joob fühlen sich nicht wie eine Fahrt mit einer Achterbahn samt Looping an.”

Nein, Spaß zur Seite. Auch wenn sich Studium nebst 40-Stunden-Job nicht selten wie eine Fahrt mit einer Achterbahn samt Looping anfühlt (Spoiler: das war schon damals, zehnjährig im Pariser Disneyland, nicht lustig), ist es den Höllenritt wert. Das ist Bildung immer. Und nach einem überstandenen Semester weiß ich bereits: Balance ist alles. Bloß, wie findet man die zwischen Recherche, das Auto zum Service bringen, Nudeln mit grüner Pesto-Soße kochen und Hausaufgaben machen?

1. Der Perfektionismus pausiert

“Sehr gut” zu sein, ist eine schöne Sache, aber nicht immer notwendig. Genauso wie diese ominösen 100 Prozent, die die leistungsorientierte Gesellschaft andauernd geben soll. Fakt ist: Auf Dauer ist dieser Lebensstil hochgradig ungesund. Ich muss also nicht jede Hausaufgabe zu 100 Prozent perfekt abgeben. Oder den Haushalt tagtäglich perfekt erstrahlen lassen. Oder die Beine allzeit frisch gewachsen in einen Rock stecken. Oder jeden Abend groß aufkochen. Manchmal tut es auch die Fertigpizza.

2. “Nein” sagen

Und genauso wenig muss ich stets “Ja” sagen und verfügbar sein. Zugegeben, während einer Pandemie fallen diverse Treffen, Trinkereien in einer Bar, Spieleabende oder Familienessen ohnehin flach. Reisen, Konzerte oder Kinoabende ebenso. Also ja, ich empfinde es als äußerst angenehmen, einen Master zu Corona-Zeiten gestartet zu haben — eben, weil soziale Verpflichtungen pausieren müssen. Und dieses “Nein”, selbst wenn es primär den Umständen geschuldet ist, ist ein “Ja” zu mir selbst geworden.

3. Zeit nehmen — für mich

Aufstehen und einen guten Morgen zelebrieren, nur um zuerst acht Stunden die Zeitung für morgen zu füllen und anschließend einer dreistündigen Online-Vorlesung inklusive einem Arbeitsauftrag zu lauschen? Da reicht es meiner Seele, wenn der Kopf schmerzt, die Augen müde sind und das Denken schwerfällt. Zeit also, mich ganz meinem eigenen Wohlbefinden zu widmen. Also Handy aus, rein in die Badewanne, Ruhe geben und ein Glas Rotwein zum Feierabend genießen.

4. Ressourcen wahren

Wenn es der Stundenplan böse mit mir meint, folgen auf acht Stunden Arbeit tatsächlich drei Stunden Vorlesung. Dann ist der Tag gelaufen. Anschließend nur noch erschöpft das Bett aufsuchen, lasse ich aber besser bleiben. Eine wohltuende, positive Ressource muss her, um den Tag gut abzuschließen. Zu denen gehören für mich meine geliebten Menschen, kochen, Musik hören und machen, ein gutes Buch und Yoga. Dann weiß ich, dass ich einen stressigen Tag geerdet beschließen kann.

5. Durchhalten — es wird wieder leichter

Und hilft einmal alles nicht: durchhalten. Denn es wird wieder leichter, genauso, wie jeden Tag die Sonne aufs Neue aufgeht. Und jeder Tag etwas Schönes bereithalten kann. Man muss das Schöne nur als solches identifizieren und annehmen — auch wenn man fast im Minutentakt gähnt und vor lauter Müdigkeit vergisst, sich die Hand vorzuhalten. Auch das Schlafdefizit ist nur temporär und geht wieder vorbei. Das zu wissen, ist Macht, die gegen die Verzweiflung namens “heavy workload” ankämpft.

Manchmal hilft nur durchhalten, bis die Sonne wieder aufgeht © pixabay/winterseitler

Klingt einfach?

Ist es aber nicht. Und die Balance hat mir in diesem abgelaufenen ersten Semester nicht nur einmal gefehlt. Aber Bildung ist es wert! Vor allem, wenn man liebt, was man macht. Eineinhalb Jahre bleiben mir jetzt noch Zeit, die Work-Life-Balance zu perfektionieren. Wobei halt, stopp! Da war doch Punkt 1, den Perfektionismus Mittagspause machen lassen. Ergo ist es also auch in Ordnung, die Balance manchmal aus den Augen verlieren — solange man sie wiederfindet und nicht endgültig sausen lässt.

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Katharina Siuka

Journalistin, die berufsbegleitend "Content Strategy" studiert. Bloggt über die Verknüpfung beider Disziplinen, Arbeit und Studium und über Achtsamkeit.